Samstag, 29. November 2014

Ecole maternelle - unsere Einsatzstelle

Wir haben nun schon viel über unser Leben in Togo geschrieben. Von Moto fahren, über Stadionbesuch und unser Leben im Dorf ist quasi alles vorhanden. Das weswegen wir hier sind, hat aber bis jetzt noch keinen Platz auf dem Blog gefunden. Deswegen wird es nun mal Zeit für einen EIntrag über unsere Arbeit mit den Kids im Dorf. Ursprünglich haben wir immer gesagt, dass wir hier im Kindergarten arbeiten. Eigentlich handelt es sich aber um eine "Ecole maternelle" - eine Vorschule. Der Unterschied dazwischen ist schon gewaltig. Zwar sind die Kinder zwischen drei und fünf ungefähr im selben Alter, wie in einem Kindergarten in Deutschland, doch wird in der Vorschule nicht besonders viel gespielt sondern eher eine Art Unterricht abgehalten. Die Kinder sitzen fast die gesamte Zeit auf Stühlen in Reihen und lernen grundlegende Dinge, wie z.B. erste Wörter, die Zahlen oder Farben auf Französisch. Sie selbst sprechen in diesem Alter ausschließlich Ewe, was für Hannah und mich öfters mal zu einer Herausforderung wird, die aber mit der Sprache von Händen und Füßen meistens überwunden werden kann. Was leider auch Tatsache ist, dass wir täglich Kinder mit Fieber, Schüttelfrost, Bauchschmerzen oder ähnlichem. wieder nach Hause schicken müssen. Oft kommen sie trotzdem zur Schule, doch gehören sie mit solchen Krankheiten natürlich ins Bett und nicht auf die Schulbank. Ein Tag im Kindergarten läuft ungefähr so ab: Unpünktlich um acht Uhr machen wir drei - das sind Hannah, Sam und ich- uns mit 3 Wassereimern auf den Weg zum Schulgelände. Ein Eimer mit Trinkwasser, zwei kleinere mit Wasser zum Händewaschen. Die Vorschule ist wie eine Art kleines Haus ohne Wände und befindet sich auf dem Schulhof der "Ecole primaire" - der Grundschule. Dieser ist von unserem Haus grade mal 2 Minuten entfernt. Dort angekommen müssen dann erstmal Stühle und Tische für circa 40 Kinder, die Tafel und Utensilien für den Sport von der Bibliothek in das Haus gebracht werden, was ungefähr 100 Meter sind. Dabei helfen die Kinder natürlich aber immer tatkräftig mit. Unten im Haus gibt es dann meistens schon die ersten Diskussionen zwischen den Kindern wer auf einem großen und wer auf einem kleinen Stuhl sitzen darf. Die Tische werden ersteinmal in eine Ecke gestellt. Wenn dann irgendwann alle Kinder einen Platz gefunden haben und ordentlich in drei Reihen sitzen, kontrollieren Hannah oder ich die Anwesenheit. Dabei haben wir eine Liste mit der wir die Kinder aufrufen. Sobald ein Kind beim Namen gennant wird, steht es auf und antwortet mit "Presant(e), Tata" - "Anwesend, Tata". Tata kann man nicht so einfach übersetzten. So werden hier die Frauen gennant, die sich in der Ecole maternelle um die Kinder kümmern. Lehrerin oder Erzieherin kommt dem aber sehr nahe. Anschließend steht dann das morgendlich Sportprogramm an. Zuerst wird jeden Tag ersteinmal gelaufen,gerannt, gehüpft und dazu natürlich gesungen. Danach gibt es dann noch einen zweiten Teil der von Tag zu Tag zwischen Parcour, Gymnastik, Sport mit Geschichte oder Staffelläufen varriert. Für das Sportprogramm brauchen wir mittlerweile auch keine Hilfe mehr von Sam, sodass wir das alleine managen. Danach geht es dann zurück ins Häuschen, wo die erste Lerneinheit auf dem Programm steht. Das können Sachen wie Transportmittel, Drinnen/ Draußen, der Buchstabe "a", die EInzelteile eines Baums, die Zahlen von 1 bis 10 oder anderes auf Französisch sein. Diesen Teil übernimmt meist Sam, da wir mit unseren paar Brocken Ewe noch nicht so viel ausrichten können. Um 5 nach 9 ist dann Pause für die Schulkinder angesagt und da unser Gebäude mitten auf dem Schulhof steht und keine Wände hat, ist es für uns quasi unmöglich mit den Kids weiterzulernen, sodass auch wir zu einer Pause gezwungen sind. In der Zeit geht Sam dann das Essen für die Kinder holen. Dies ist immer eine warme Mahlzeit, meist Reis, Spagetti oder ähnliches mit Soße, die wir entweder am Abend vorher oder noch vor Schulbeginn selbst kochen. Dies ist uns übrigens nur durch die Mitfinanzierung von euch Spendern möglich, vielen Dank dafür. Währenddessen stellen wir beide die Tische auf, platzieren die Kinder meist zu zweit oder zu dritt darum, gehen mit Trinkwasser rum und waschen die Hände. Wenn Sam wieder da ist, das ist so 15 Minuten später, ist Essen fassen angesagt. Jedes Kind bekommt einen Teller voll, der von einigen in wirklicher Rekordzeit verzerrt wird. Nachgenommen wird sich allerdings nicht, da nicht genug für jeden da wäre und das bloß zu Streiterein führen würde. Während die Kinder essen, haben wir dann auch mal Zeit ein bisschen zu entspannen und die Ruhe zu genießen. Die ist allerdings meist nach 10 Minuten schon wieder vorbei und es ist wieder Hände waschen und trinken angesagt. Dann steht "Jeux libre" auf dem Programm, das heißt die Kinder können ca. 30 Minuten spielen, was sie wollen. So wie in einem Kindergarten eben. Das Programm wird von uns dreien übrigens jeden Sonntagabend besprochen und vorbereitet, sodass die Woche immer voll durchgeplant ist. Hannah und ich bringen uns dabei immer voll ein und unsere Ideen werden von Sam auch gerne aufgenommen und umgesetzt. Nach dem Spielen müssen bzw sollten sich die Kids dann nochmal zusammen reißen, denn dann steht die zweite Lerneinheit auf dem Programm. Da es dann aber schon relativ spät ist, kann man sich vorstellen, dass die Kinder nur noch halb so motiviert und konzentriert sind, wie vor der Pause. Trotzdem klappt es meistens doch irgendwie. In dieser Lerneinheit wird dann meistens mit Papier und Stift gearbeitet. Jedes Kind hat ein "Cahier" - ein Heft- in dem sie verschiedene Sachen ausmalen oder Kreise, Linien oder Punkte zeichnen. Diese cahiers haben wir in unserer Zeit in Lomé vorbereitet und auch sie werden von euch Spendern mitfinanziert. Ein Cahier bekommen aber nicht alle Kinder. Die ganz kleinen - zwischen 2 und 3 Jahre alt- sind einfach noch zu jung und wären damit hoffnungslos überfordert. Sie haben in dieser Zeit dann meistens Freizeit, müssen aber trotzdem auf ihren Stühlen sitzen bleiben. Auch bei den Älteren sieht man natürlich noch deutliche Unterschiede, doch im großen und ganzen kann man sagen, dass alle die Aufgaben in den Cahiers echt gut meistern. Wenn diese Lerneinheit vorbei ist, steht nur noch "Recitation/Chanson" auf dem Programm. Dabei lernen die Kinder Lieder und Gedichte auf französisch, die erst zusammen auswendig gelernt und dann vorgetragen werden. Dies macht dann allen nochmal richtig Spaß. Irgendwann gegen 11 Uhr singen wir dann das Lied "Gamesu jajachome" -"Es ist Zeit nach Hause zu gehen". Doch bevor alle nach Hause gehen, müssen erst noch Stühle und Tische zurück in die Bibliothek gebracht werden. Dabei helfen dann (fast) alle nochmal mit. Wenn alles aufgeräumt ist, gehen wir nach Hause, wo dann noch Teller der Kinder spülen auf dem Programm steht. 40 Teller brauchen schonmal seine Zeit, das könnt ihr uns glauben. Wenn das dann erledigt ist, können wir guten Gewissens von Feierabend sprechen. Generell kann man sagen, dass unser Arbeitstag wirklich nicht lang ist. Deswegen werden wir ab nächster Woche auch zweimal nachmittags ein Programm mit den Kindern machen. Dabei handelt es sich eigentlich um kein Pflichtprogramm, aber weil uns die Arbeit so viel Spaß macht, möchten wir das trotzdem einführen. Dies soll dann aber wirklich Kindergarten sein; also spielen, malen, toben, kuscheln und singen. Ein ausführlicher Bericht wird aber noch folgen, wenn sich das ganze eingespielt hat. Unsere Arbeit wirdd von vielen wahrscheinlich als ziemlich einfach beschrieben, doch sie raubt einem trotzdem viel Energie und Nerven. Vorallem macht es uns aber unglaublich viel Spaß jeden Morgen mit den kleinen Qüalgeistern zu lernen, zu singen, zu tanzen und zu spielen. Wir haben sie in den letzten 7 Wochen wirklich schon ins Herz geschlossen. Mittlerweile haben wir uns in unseren Arbeitsalltag wirklich gut eingelebt und können dort auch schon viel alleine regeln. Trotzdem sind wir froh, dass Sam uns mit seinem Ewe jeden Tag zur Seite steht und uns hilft. Wir können guten Gewissens sagen, dass wir mit unserer Arbeit in der Vorschule total zufrieden sind! Franzi P.S.: Die Fotos zu diesem Eintrag konnten wir wegen der schlechten Internetverbindung hier vor Ort leider mal wieder nicht hochladen. WIr hoffen aber das wir das schon ganz bald nachholen können, also seid gespannt!