Freitag, 19. Dezember 2014

Weihnachten in Togo



Die heiß geliebten Plätzchen aus Deutschland, von den Großeltern, die uns Seraina mitgebracht hat :)
Für echtes Weihnachtsfeeling...



                   
Einer der zahlreichen Weihnachtsdeko-Stände, die hier am Straßenrand stehen...die Togolesen stehen einfach auf Bunt und Glitzer! :D



Wir haben Deutschland noch so in Erinnerung, wie an dem Tag als wir abgeflogen sind: Sonnig, warm, Anfang September. Jetzt soll es auf einmal eklig, kalt und windig sein, mit 5 Grad. Während wir hier morgens um 9 Uhr beim Frühstück schwitzen,brennt zu Hause schon der Kamin. Für uns noch ein wenig unvorstellbar. Und da zu Weihnachten einfach Winterwetter und Kälte gehören, ist das für uns auch immer noch total weit weg. Die Togolesen jedoch, stehen total auf „Noel“, vor allem auf die Deko: Hauptsache es glitzert oder blinkt. Deshalb hängt in unserer Bank in Lomé auch das ganze Jahr über der Weihnachtsschmuck - einfach weils so schön ist. Die Straßenlaternensind seit ein paar Wochen mit Sterngirlanden behangen, vor dem Supermarkt steht ein 3 Meter großer aufblasbarer Weihnachtsmann und am Straßenrand stehen kitschige, blinkende Plastikweihnachtsbäume.

Damit wir wenigstens auch ein wenig in Stimmung kommen, haben wir uns einen Adventskalender gebastelt: Aus Klopapierrollen,Stoff, Schnur, Farbe und ein bisschen Glitzerband. All die Sachen waren auf unseremVoganerFreitagsmarkt auffindbar. Wir beschenken uns immer abwechselt. Franzi darf alle ungeraden Tage aufmachen, ich alle Geraden. Hier fällt das Beschenken echt leicht, da man sich über einfachen Pfeffer, Nagellack oder mal ein paar Kekse freut. Da das für uns ja alles nicht so ohne weiteres Verfügbar ist. In Lomé jedoch gibt es unzählig viele große Supermärkte, die genauso auch in Deutschland stehen könnten. Dort findet man so gut wie alles, wo wir dann auch für den Kalender shoppen waren.

Für die Kinder in unserem Kindergarten haben wir für diesen Mittwoch, das war der letzte Tag vor den Weihnachtsferien, auch eine kleine Bescherung  vorbereitet. Den Dienstagnachmittag haben wir damit verbracht Popkorn für 45 Kinder zu machen, Mais gibt’s hier ja genug ;), dieses mit kleinen Keksen und Bonbons in Tütchen zu verpacken und noch jeweils ein Spielzeug dazu. Außerdem sollte es an diesem besonderen Tag mal nicht nur Reis oder Nudeln mit Soße geben, sondern eine extragroße Portion Reis und Nudeln, mit Soße und dazu, das wichtigste: Fleisch!

Mittwochmorgen war es dann soweit. Jedes Kind bekam seine Geschenktüte, ein Trinkpäckchen mit Apfel, Ananas oder Pfirsichsaft und wir hatten noch einen Berg voll Kinderklamotten, der aufgeteilt wurde. Zuerst waren die Kiddies ganzschön überfordert, mit so viel auf einmal, aber dann ging ihnen das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Die haben sich echt riesig gefreut.

Glücklich und ein wenig erschöpft haben wir uns dann nachmittags auf den Weg nach Lomé gemacht, wo wir den ersten Teil unserer Weihnachtsferien verbringen werden, den Rest der Zeit reisen wir durch Togo.

Feiern werden wir übrigens zusammen mit den Jungs von der JSA in Lomé, manche bringen noch ihre Freundinnen mit und Camilla (Freundin von uns und auch eine Freiwillige in Togo) wird auch kommen. Es steht nur noch nicht so genau fest wo unser Fest stattfinden soll– Togo eben - aber es werden mit Sicherheit wunderschöne, erste afrikanische Weihnachten.

Euch ein schönes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Liebe Grüße,
Hannah

                     Sogar auf unseren Wasserpäckchen sind Weihnachtsgrüsse :)


                Unser selbstgebastelter Adventskalender,
                                                 für ein bisschen Weihnachtsfeeling...

 Die Weihnachtsengel und der Weihnachtsmann bereiten die Geschenke für die Kinder vor!


        Das Festmahl: Reis, Nudeln, Sosse und Fleisch!



                       Die Freude bei den Kiddies war riiiesig:


                     Noch etwas skeptisch, was da wohl drinnen ist...

 Die Schulkinder, die gerade kein Unterricht hatten, kamen auch zum gucken :D

                      Odylle wird von den Jungs neu eingekleidet
                          Weinachtsgruppenfoto unter Palmen

Essen, Trinken und andere Leckereien

Wir können von uns behaupten, dass es uns an nichts fehlt, obwohl wir uns quasi vegan ernähren, wenn man von den gefühlten 5 Eiern am Tag mal absieht. Fast alle Tierprodukte, egal ob Fleisch, Milch, Käse, müssen bekanntlich gekühlt werden. Da hier ohne Strom aber kein Kühlschrank funktioniert, müssen wir darauf eben verzichten. Wenn es mal Fleisch gibt, ist das ein Huhn aus dem Dorf, was wir selbst schlachten oder wir müssen eben ein Stückchen fahren um ein "fertiges" zu kaufen. In den ersten zwei Monaten im Dorf war das aber nur zwei mal der Fall. Wenn wir dagegen an den Wochenenden in Lome sind, gönnen wir uns schon gerne mal einen Sandwich mit Fleisch oder mal ein Stück Käse aus dem Supermarkt.
Auch unser Zuckerkonsum ist hier relativ gering. Wenn wir Zucker zu uns nehmen ist das eigentlich immer über das leckere Obst. Schokolade, Gummibärchen oder Plätzchen essen wir gar nicht, dafür viel lieber mal die heimischen "Snacks". Ab und zu gönnen wir uns auch mal ein Zuckerrohr. Das ist ein Rohr, was man quasi auslutscht. Man beist ein Stück ab, lutscht den Zuckersirup raus und spuckt den Rest, so ähnlich wie Holz, weg. Zucker pur also und für uns wie eine Droge. Unser Körper scheint sich wohl schon darauf eingestellt zu haben kaum noch Zucker zu bekommen und geht dafür darauf ganz schön ab, gute Laune vorprogrammiert!
Damit ihr euch ungefähr vorstellen könnt, was wir den ganzen Tag so alles essen, hier mal ein kleiner Essenstagesablauf:
Morgens zum Frühstück gibt es eigentlich 3 verschiedene Arten.
Die erste ist das "Brotfrühstück". Dabei essen wir aber keineswegs nur Brot. Je nach Morgen gibt es dazu noch verschiedenes Obst, Omelette oder bzw. und Bouillie. Bei Bouillie macht man kleine Kügelchen aus Maismehl und Wasser und lässt diese im Wasser kochen, sodass eine milchige, süße Brühe mit Stückchen ensteht. Könnt ihr euch wahrscheinlich schlecht vorstellen, schmeckt aber super.
Das zweite Frühstück ist das "Komfrühstück". Kom ist eine einheimische Spezialität, die hier im Dorf von zwei Frauen, wir nennen sie liebevoll die Komfrauen, verkauft wird. Sie ziehen morgens mit einer riesigen Schüssel, in der mehrere Töpfe sind, durchs Dorf. Kom wird aus Maismehl, Öl und Wasser hergestellt, hat ungefähr die Konsistenz von weichen Knödeln, und ist nicht süß, sondern deftig. Das sieht man auch an den Beilagen, die dazu Pflicht sind. Das ist immer eine scharfe rote Chilli-Soße, eine scharfe schwarze Chilli-Soße, Tomaten und Zwiebeln und Fisch. Und ja das schmeckt zum Frühstück! Wir mussten uns zwar auch erst dran gewöhnen aber mittlerweile lieben wir es.
Das dritte Frühstück ist das "Bohnenfrühstück", bei dem wir Bohnen hier aus dem Dorf essen. Diese gehören hier zu unseren Lieblingsspeisen. Es handelt sich einfach um Bohnen in Wasser gekocht, wo nachher ein bisschen Öl und Chilli hinzukommt. Zuhause mischen wir uns dann meist noch Gari (Maniokmehl) unter, köstlich.
Bei besonderen Anlässen, wenn wir zum Beispiel Besuch haben, brunchen wir dann öfters mal zum Frühstück und essen einfach alles drei aufeinmal.
Unser Mittagessen ist sehr vielseitig. Egal ob Reis, Spagetti, Kuskus, Yams, Maniok, Kochbananen, Pate, Fufu oder Bohnen, alles schmeckt super. Reis, Spagetti oder Kuskus spricht wahrscheinlich für sich, da man das ja auch in Deutschland oft isst. Yams und Maniok sind Knollenfrüchte, die man mit Kartoffeln vergleichen kann. Man kann sie entweder im Wasser kochen oder im Öl frittieren. Das gleiche gilt für Kochbananen, die wir aber am liebsten im salzigen Wasser kochen und dann essen. Pate und Fufu, sind zwei einheimische Spezialitäten und den meisten wahrscheinlich unbekannt. Pate ist eine Art fester Brei aus Maismehl und Wasser. Fufu ist gestampfter Maniok oder Yams, man kann ihn sich vorstellen wie fester, klebriger Kartoffelbrei. Oder wir holen uns halt eben unsere  geliebten Bohnen. Generell essen wir alles immer mit einer entweder einfachen Tomaten- oder Gemüsesoße oder einer aufwendigen togolesischen Soße. Bei uns gibt es - außer Maggi und Tomatenmark- übrigens alles frisch und selbstzubereitet. Außerdem darf nicht unerwähnt bleiben, dass wir egal ob Früstück, Mittag- oder Abendessen immer unglaublich viel Piment essen, was mit Chilli vergleichbar ist. Am Anfang sorgte das auch mal für die ein oder anderen Verdaungproblemen, doch mittlerweile haben wir uns so an die Schärfe gewöhnt, dass sogar die Dörfler staunen, was wir davon verdrücken können. Wahrscheinlich sind nach diesem Jahr unsere Geschmacksnerven so an Piment gewöhnt, dass unser Verlangen nach Schärfe in Deutschland gar nicht mehr gestillt werden kann ;-)
Nachmittags essen wir dann meistens Obst. Bisher haben wir hier schon Bananen, Ananas, riesige Papaya, Orangen, Sternfrucht, Guave, Melone, Wildapfel, Limetten, Mandarinen, Avokado und Mango gegessen und ich bin mir sicher, dass ich irgendwas vergessen habe. Wenn wir keine Lust auf Obst haben, trinken wir eine junge Kokosnuss und löfeln danach das Fruchtfleisch aus. Alle haben uns hier immer gesagt, dass das unglaublich gesund sein soll. Als wir es dann mal gegooglet haben, waren wir selbst überrascht, was da alles an Vitaminen und anderem gesunden Zeug drin ist. Die Auswahl hier ist nicht nur riesig sondern alles saisonal und vorallem regional angebaut. 100% von dem was wir essen, kaufen wir bei uns im Dorf oder auf dem Wochenmarkt in Vogan. Hier ist nichts mit Import. Unser Dorf ist ein kleines Selbstversorgerdorf. Besonders Maniok, Erdnüsse und vorallem Mais wird in unserer Gegend viel angebaut. Logischerweise wird dies dann auch besonders viel gegessen. Die Erdnüsse werden zu Öl verarbeitet, Mais häufig zu Maismehl.

Abends sind wir dann meistens schon so voll gefressen, dass wir entweder nur noch eine Kleinigkeit, wie z.B. einen in Wasser gekochten Maiskolben zu uns nehmen, bei unserem Nachbarn Pate mitessen oder das Abendessen halt einfach ausfallen lassen. Unsere Mahlzeiten nehmen wir hier oft ohne Besteck und mit den Händen zu uns. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich kein Besteck leisten kann, sondern, dass es einfach normal ist. Außerdem ist es unglaublich praktisch, macht Spaß und schmeckt viel besser.
Wenn wir Besuch haben verzehren wir übrigens nochmal das dreifache, da dann immer besonders viel und leckeres Essen -manchmal sogar Fleisch- aufgetischt wird.
Zwischendurch, besonders auf den Märkten, kaufen wir uns dann öfters noch ein paar Snacks. Das reicht von frittierten Teigbällchen, über belegte Baguettes bis hin zu Caramell-Erdnuss-Stangen und ist alles super lecker und wahrscheinlich auch genauso ungesund. Ungesund deshalb, weil mindestens die Hälfte aller Snacks hier in Öl frittiert wird. Aber ungesund ist uns meistens dann doch egal, Hauptsache lecker!
Generell macht es uns immer wieder total viel Spaß auf den Märkten, was neues zu probieren. Wir sind jetzt zwar schon knapp 4 Monate hier, doch jedes Mal entdecken wir wieder neue Köstlichkeiten, die wir noch nicht kennen. Wir  können auch wirklich alles mit gutem Gefühl probieren, ohne die Angst zu haben am nächsten Tag mit einer Lebensmittelvergiftung im Bett zu liegen. Sogar Salat, weder geschält noch gekocht, macht uns keine Probleme. Natürlich sollte man trotzdem nicht zu leichtsinnig sein, sodass wir besonders bei Fleisch noch ein bisschen aufpassen müssen.
Unsere Trinkgewohnheiten sind schnell erläutert. Morgens gibt es immer Tee, sonst trinken wir aus 0,5 Plastiksäckchen, die mit gefiltertem Wasser gefüllt sind. Ab und zu, zum Beispiel Freitags beim Wochenmarkt, gönnen wir uns auch mal eine gekühlte Limonade oder ein Wasser mit Kohlensäure. Eher selten trinken wir auch mal ein Bier oder  Sangria, das dann meistens nur auf Geburtstagen oder anderen besonderen Anlässen. Der Alkohol den wir hier wohl am meisten verzehren ist Sodabi. Dieser Schnaps wird bei uns im Dorf aus dem puren Alkohol von Palmwein hergestellt. Angeblich hat er 90% , schmecken tut er auf jeden Fall so.
Generell muss man unbedingt noch erwähnen, dass die Zubereitung der Mahlzeiten hier unglaublich aufwendig ist. Oft sind es die Soßen, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Da kann es schonmal passieren, dass der ganze Vormittag nur mit Essen zubereiten verbracht wird. Und liebe Männer in Deutschland, hier können auch unglaublich viele eurer männlichen Artgenossen superlecker kochen. Was für uns das Nachkochen nicht unbedingt leichter macht, ist die Tatsache, dass man hier komplett ohne Maßangaben kocht. Die Mengen werden einfach nach Gefühl bestimmt und wenn man dann mal fragt wie viele Liter Wasser das sind, bekommt man meist nur einen ratlosen Blick. Wir hoffen natürlich das wir das Mengengefühl dieses Jahr auch noch entwickeln.
Am Ende meines endloslangen Berichts kann ich nur sagen, dass Togo vielleicht die beste Küche der Welt zu bieten hat. Sie ist unglaublich vielseitig und trotzdem haben wir noch keine Mahlzeit gefunden, die uns nicht schmeckt. Auf Fleisch und Milch können wir bei den ganzen anderen Leckereien locker auch mal verzichten. Uns fehlt es hier wirklich an nichts, ganz im Gegenteil, manchmal würde ein bisschen weniger Auswahl unsere Entscheidungen, was wir essen werden, bestimmt erleichtern. Togo ist allein wegen seines Essens eine Reise wert!

 


Chilli alias Piment


Unsere Nachbarin Navi beim Essen zubereiten


Die Herstellung von Gari (Maniokmehl)
 So schmeckt der Schnaps Sodabi...



Zubereitung unserer Lieblingsbohnen



Bohnen mit frittierten Kochbananen


 Immer viel frisches Gemüse ist Pflicht!


Kom mit Chillisosse, Fisch und Tomaten und Zwiebeln


Yams im Wasser gekocht


Die komplizierte Zubereitung von Adowoe


Bouillie und Botocoin - typisches Frühstück


Auslesen von Bohnen


Brunch


Besuch heisst immer doppelt so viel essen..

Dienstag, 9. Dezember 2014

Was wir in den letzten Wochen so getrieben haben...

Wir leben mittlerweile seit mehr als zwei Monaten hier in einem kleinen süßen Dorf in Togo, mit ca 600 Einwohnern an der Zahl. An unseres knüpft ein idyllisches Dorf nach dem anderen, die Übergänge sind da oft fließend, oder nur durch eine Straße begrenzt. Also es ist nicht so, dass irgendwo im Nirgendwo unser Dorf liegt und drum herum ist nichts. Auch wenn wir uns auf dem Lande befinden, hier ist stets alles sehr belebt. Unser Dorf ist wie eine kleine eigene selbstversorgende Stadt, hier wird quasi alles selbst hergestellt. Mais, Tomaten, Erdnüsse, Piment (Chilli) und Maniok werden angebaut , für die tägliche Portion Obst ist auch gesorgt: Man lebt zwischen Mango- , Bananen- und Papaya-Bäumen, Ananas gibt es auch. Seile werden aus Fasern von Palmblättern hergestellt, genauso wie kleine und große Bastkörbe. Vor unserer Tür ist ständig irgendetwas los. Entweder spielen Kinder auf dem kleinen Platz, unsere Nachbarin, Navi, flechtet jemandem sie Haare, was schon mal bis zu 2 Stunden dauern kann oder die Frauen des Dorfes laufen schwer bepackt mit ihrer Ware auf dem Kopf vorbei und bieten diese zum Verkaufen an. Egal ob Obst, Schmuck oder fertig zubereitetes Essen, alles wird hier auf dem Kopf getragen, auch mal die Einkaufstüte oder Handtasche wenn diese zu lästig zum Tragen werden. Da wir kein fließend Wasser haben, müssen wir immer Wasser von der großen Wasserpumpe holen. Da es sehr umständlich ist die Wassereimer mit den Händen zu tragen und das meiste rausschwappt, wollten wir es natürlich auch mal mit der Kopfversion versuchen. Mittlerweile schaffen wir bis zu 20 Liter auf dem Kopf zu tragen, was aber im Vergleich zu dem, was die Frauen hier tragen können, Nichts ist. Dieses Wasser benutzen wir zum Duschen, Wäsche waschen, Spülen und Kochen. Alles Wasser was wir verbrauchen, müssen wir auch schleppen - das hält fit! Die Togolesen hier im Dorf können das Wasser aus der Pumpe ohne Probleme trinken, da ihr Organismus dass von klein auf gewöhnt ist, bei uns jedoch, wäre ein "flotter Otto" vorprogrammiert. Deshalb trinken wir Wasser auch ausschließlich aus Wasserpäckchen (das sind immer 500ml). Das ist einwandfreies Wasser, steril in Plastik verpackt und dazu, einfach zu transportieren. Wir leben hier zwar in echt einfachen Verhältnissen, aber wir haben trotzdem das Gefühl, dass wir im Paradise leben. Uns fehlt es an Nichts, außer vielleicht mal paar deutsche Schweinerein, wie ne herzhafte Bockwurst oder ne Scheibe Vollkornbrot mit dick Käse drauf, da wir hier so gut wie nie Fleisch und Käse essen. Aber dafür gibt es hier so viel anderes leckeres Essen, dass man eigentlich auch gut ohne auskommt.
In den letzten Wochen haben wir wieder ne Menge erlebt. Wir hatten bereits schon zwei Mal Besuch von Freunden, auch Freiwillige, die für ein Jahr in Togo leben und sich mal anschauen wollten wie wir hier so leben - ohne Strom. Da bei all den Freiwilligen die wir hier schon kennengelernt haben mittlerweile bekannt ist, dass wir hier ohne viel Luxus leben, wurden wir, total süß, reich beschenkt mit lauter Leckerrein. Das Beste war das deutsche Graubrot, dass Camilla in Lomé bei einem Bäcker gekauft hatte, der deutsches Brot herstellt. Nach drei Monaten nur Weißbrot ist so ne Scheibe Graubrot unglaublich lecker. Wir konnten den Beiden dafür lauter neue Togo Spezialitäten zeigen, die in Lomé gar nicht oder nur sehr rar zu finden sind. Zum Beispiel junge Kokosnüsse, die man frisch vom Baum geschlagen trinkt, da die noch hauptsächlich aus Kokoswasser bestehen. Wenn man das ganze Wasser getrunken hat, schlägt man die Nuss auf und löffelt das noch weiche, milchige Fruchtfleisch aus. Echt lecker und muss mega gesund sein! Oder auch die wahrscheinlich besten Bohnen weltweit, die zwei Ecken weiter von uns hier im Dorf zubereitet werden und man mit einem Teller oder einer Schüssel vorbeigeht und sich seine Portion für gerademal 100F (gerademal 15 Cent) kauft.
Mit Camilla zusammen haben wir Samstagabend Stockbrot gemacht, um den Dörflern mal ein Stück Heimat zu zeigen. Unser Nachbar, Foto, war erst einmal skeptisch, da er sich sicher war, dass wir den nächsten Tag alle auf dem Klo verbringen werden, da der Teig nicht immer ganz durch war - Stockbrot eben. Der Rest aber meinte nur "enjondo" was übersetzt "sehr gut" bedeutet. Vor allem unsere Extraportion Knoblauch kam gut an, da die Togolesen einfach auf Knoblauch stehen und das nicht zu knapp. Ich glaube es gibt fast kein Essen hier ohne Knoblauch. Übrigens hat kein einziger den nächsten Tag auf dem Klo verbracht….und das hat auch Foto überzeugt!
Unter der Woche, Nachmittags nach der Arbeit, unternehmen wir oftmals kleine Ausflüge in Nachbardörfer, wo es kleinere Märkte gibt, bereiten Sachen für den Kindergarten vor, helfen im Dorf mit z.B. beim farine de Manioc (Maniokmehl) machen oder lesen einfach auf unserer Terrasse. An den Wochenenden fahren wir ab und zu mit einem „Trotro“ nach Aneho, das ist eine kleine Stadt direkt am Meer, mit einem wunderschönen Strand. Dort setzten wir uns immer in unsere Stammstrandbar, trinken ne Sprite oder ein Bier, essen zu Mittag und verbringen den Nachmittag am Strand. Egal wie schön es im Dorf ist, ist es trotzdem wichtig ab und zu mal raus zu kommen.
Aus diesem Grund haben wir letztes Wochenende auch das erste Mal unser Nest hier für 4 Tage verlassen und sind nach Lomé gefahren. Dort angekommen waren wir erst einmal geflashed von all dem Luxus. Wir haben uns gefühlt als wären wir wieder in Deutschland. Vor allem auch, weil die Menschen viel westlicher/moderner gekleidet sind als in Vogan, geschweige denn in unserem Dorf. Uns kam Lomé noch schöner und lebendiger vor als im ersten Monat, den wir hier verbracht haben. Außerdem hatten wir wieder Strom und jeder ein weiches, großes Bett. Freitagabend waren wir bei den Via-Freiwilligen (Jan, Lina, Lena, Guillaume) eingeladen: zum lecker Essen, endlich mal wieder ein kaltes Bier trinken und quatschen. Die wohnen dagegen sehr komfortabel. Jeder hat sein eigenes Zimmer, in einem Haus mit Strom, Internet und Kühlschrank. Doch wir erleben Togo eben hautnah und haben fast ausschließlich Kontakt mit Einheimischen, was wir als großes Glück sehen. Denn in Togo wimmelt es nur so von französischen und deutschen Freiwilligen.
Jetzt ist es schon Anfang Dezember, mehr als 3 Monate sind schon um, und wir haben das Gefühl je länger wir hier sind desto cooler wird’s.
Liebe Grüße,
Hannah

...und hier noch ein paar Fotos:

Piment trocknen

Alandi und Hannah sieben Maniokmehl

Stockbrot mit Camilla

Aneho

Mittagessen

unser Obstvorrat

Wochenmarkt in Vogan

Brunch mit Verena

Kokosnuss löffeln! :D



mit dem Trotro nach Lomé

unser seltener Luxus: ein Eis!

so macht man Passbilder in Togo...

Wasser pumpen...


Toilettengang im Regen


zusammen einen gemütlichen Abend verbracht... ;)