Wir leben mittlerweile seit mehr als
zwei Monaten hier in einem kleinen süßen Dorf in Togo, mit ca 600
Einwohnern an der Zahl. An unseres knüpft ein idyllisches Dorf nach
dem anderen, die Übergänge sind da oft fließend, oder nur durch
eine Straße begrenzt. Also es ist nicht so, dass irgendwo im
Nirgendwo unser Dorf liegt und drum herum ist nichts. Auch wenn wir
uns auf dem Lande befinden, hier ist stets alles sehr belebt. Unser
Dorf ist wie eine kleine eigene selbstversorgende Stadt, hier wird
quasi alles selbst hergestellt. Mais, Tomaten, Erdnüsse, Piment
(Chilli) und Maniok werden angebaut , für die tägliche Portion Obst
ist auch gesorgt: Man lebt zwischen Mango- , Bananen- und
Papaya-Bäumen, Ananas gibt es auch. Seile werden aus Fasern von
Palmblättern hergestellt, genauso wie kleine und große Bastkörbe.
Vor unserer Tür ist ständig irgendetwas los. Entweder spielen
Kinder auf dem kleinen Platz, unsere Nachbarin, Navi, flechtet
jemandem sie Haare, was schon mal bis zu 2 Stunden dauern kann oder
die Frauen des Dorfes laufen schwer bepackt mit ihrer Ware auf dem
Kopf vorbei und bieten diese zum Verkaufen an. Egal ob Obst, Schmuck
oder fertig zubereitetes Essen, alles wird hier auf dem Kopf
getragen, auch mal die Einkaufstüte oder Handtasche wenn diese zu
lästig zum Tragen werden. Da wir kein fließend Wasser haben, müssen
wir immer Wasser von der großen Wasserpumpe holen. Da es sehr
umständlich ist die Wassereimer mit den Händen zu tragen und das
meiste rausschwappt, wollten wir es natürlich auch mal mit der
Kopfversion versuchen. Mittlerweile schaffen wir bis zu 20 Liter auf
dem Kopf zu tragen, was aber im Vergleich zu dem, was die Frauen hier
tragen können, Nichts ist. Dieses Wasser benutzen wir zum Duschen,
Wäsche waschen, Spülen und Kochen. Alles Wasser was wir
verbrauchen, müssen wir auch schleppen - das hält fit! Die
Togolesen hier im Dorf können das Wasser aus der Pumpe ohne Probleme
trinken, da ihr Organismus dass von klein auf gewöhnt ist, bei uns
jedoch, wäre ein "flotter Otto" vorprogrammiert. Deshalb
trinken wir Wasser auch ausschließlich aus Wasserpäckchen (das sind
immer 500ml). Das ist einwandfreies Wasser, steril in Plastik
verpackt und dazu, einfach zu transportieren. Wir leben hier zwar in
echt einfachen Verhältnissen, aber wir haben trotzdem das Gefühl,
dass wir im Paradise leben. Uns fehlt es an Nichts, außer vielleicht
mal paar deutsche Schweinerein, wie ne herzhafte Bockwurst oder ne
Scheibe Vollkornbrot mit dick Käse drauf, da wir hier so gut wie nie
Fleisch und Käse essen. Aber dafür gibt es hier so viel anderes
leckeres Essen, dass man eigentlich auch gut ohne auskommt.
In den letzten Wochen haben wir wieder
ne Menge erlebt. Wir hatten bereits schon zwei Mal Besuch von
Freunden, auch Freiwillige, die für ein Jahr in Togo leben und sich
mal anschauen wollten wie wir hier so leben - ohne Strom. Da bei all
den Freiwilligen die wir hier schon kennengelernt haben mittlerweile
bekannt ist, dass wir hier ohne viel Luxus leben, wurden wir, total
süß, reich beschenkt mit lauter Leckerrein. Das Beste war das
deutsche Graubrot, dass Camilla in Lomé bei einem Bäcker gekauft
hatte, der deutsches Brot herstellt. Nach drei Monaten nur Weißbrot
ist so ne Scheibe Graubrot unglaublich lecker. Wir konnten den Beiden
dafür lauter neue Togo Spezialitäten zeigen, die in Lomé gar nicht
oder nur sehr rar zu finden sind. Zum Beispiel junge Kokosnüsse, die
man frisch vom Baum geschlagen trinkt, da die noch hauptsächlich aus
Kokoswasser bestehen. Wenn man das ganze Wasser getrunken hat,
schlägt man die Nuss auf und löffelt das noch weiche, milchige
Fruchtfleisch aus. Echt lecker und muss mega gesund sein! Oder auch
die wahrscheinlich besten Bohnen weltweit, die zwei Ecken weiter von
uns hier im Dorf zubereitet werden und man mit einem Teller oder
einer Schüssel vorbeigeht und sich seine Portion für gerademal 100F
(gerademal 15 Cent) kauft.
Mit Camilla zusammen haben wir
Samstagabend Stockbrot gemacht, um den Dörflern mal ein Stück
Heimat zu zeigen. Unser Nachbar, Foto, war erst einmal skeptisch, da
er sich sicher war, dass wir den nächsten Tag alle auf dem Klo
verbringen werden, da der Teig nicht immer ganz durch war - Stockbrot
eben. Der Rest aber meinte nur "enjondo" was übersetzt
"sehr gut" bedeutet. Vor allem unsere Extraportion
Knoblauch kam gut an, da die Togolesen einfach auf Knoblauch stehen
und das nicht zu knapp. Ich glaube es gibt fast kein Essen hier ohne
Knoblauch. Übrigens hat kein einziger den nächsten Tag auf dem Klo
verbracht….und das hat auch Foto überzeugt!
Unter der Woche, Nachmittags nach der
Arbeit, unternehmen wir oftmals kleine Ausflüge in Nachbardörfer,
wo es kleinere Märkte gibt, bereiten Sachen für den Kindergarten
vor, helfen im Dorf mit z.B. beim farine de Manioc (Maniokmehl)
machen oder lesen einfach auf unserer Terrasse. An den Wochenenden
fahren wir ab und zu mit einem „Trotro“ nach Aneho, das ist eine
kleine Stadt direkt am Meer, mit einem wunderschönen Strand. Dort
setzten wir uns immer in unsere Stammstrandbar, trinken ne Sprite
oder ein Bier, essen zu Mittag und verbringen den Nachmittag am
Strand. Egal wie schön es im Dorf ist, ist es trotzdem wichtig ab
und zu mal raus zu kommen.
Aus diesem Grund haben wir letztes
Wochenende auch das erste Mal unser Nest hier für 4 Tage verlassen
und sind nach Lomé gefahren. Dort angekommen waren wir erst einmal
geflashed von all dem Luxus. Wir haben uns gefühlt als wären wir
wieder in Deutschland. Vor allem auch, weil die Menschen viel
westlicher/moderner gekleidet sind als in Vogan, geschweige denn in
unserem Dorf. Uns kam Lomé noch schöner und lebendiger vor als im
ersten Monat, den wir hier verbracht haben. Außerdem hatten wir
wieder Strom und jeder ein weiches, großes Bett. Freitagabend waren
wir bei den Via-Freiwilligen (Jan, Lina, Lena, Guillaume) eingeladen:
zum lecker Essen, endlich mal wieder ein kaltes Bier trinken und
quatschen. Die wohnen dagegen sehr komfortabel. Jeder hat sein
eigenes Zimmer, in einem Haus mit Strom, Internet und Kühlschrank.
Doch wir erleben Togo eben hautnah und haben fast ausschließlich
Kontakt mit Einheimischen, was wir als großes Glück sehen. Denn in
Togo wimmelt es nur so von französischen und deutschen Freiwilligen.
Jetzt ist es schon Anfang Dezember,
mehr als 3 Monate sind schon um, und wir haben das Gefühl je länger
wir hier sind desto cooler wird’s.
Liebe Grüße,
Hannah
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