Dienstag, 9. Dezember 2014

Was wir in den letzten Wochen so getrieben haben...

Wir leben mittlerweile seit mehr als zwei Monaten hier in einem kleinen süßen Dorf in Togo, mit ca 600 Einwohnern an der Zahl. An unseres knüpft ein idyllisches Dorf nach dem anderen, die Übergänge sind da oft fließend, oder nur durch eine Straße begrenzt. Also es ist nicht so, dass irgendwo im Nirgendwo unser Dorf liegt und drum herum ist nichts. Auch wenn wir uns auf dem Lande befinden, hier ist stets alles sehr belebt. Unser Dorf ist wie eine kleine eigene selbstversorgende Stadt, hier wird quasi alles selbst hergestellt. Mais, Tomaten, Erdnüsse, Piment (Chilli) und Maniok werden angebaut , für die tägliche Portion Obst ist auch gesorgt: Man lebt zwischen Mango- , Bananen- und Papaya-Bäumen, Ananas gibt es auch. Seile werden aus Fasern von Palmblättern hergestellt, genauso wie kleine und große Bastkörbe. Vor unserer Tür ist ständig irgendetwas los. Entweder spielen Kinder auf dem kleinen Platz, unsere Nachbarin, Navi, flechtet jemandem sie Haare, was schon mal bis zu 2 Stunden dauern kann oder die Frauen des Dorfes laufen schwer bepackt mit ihrer Ware auf dem Kopf vorbei und bieten diese zum Verkaufen an. Egal ob Obst, Schmuck oder fertig zubereitetes Essen, alles wird hier auf dem Kopf getragen, auch mal die Einkaufstüte oder Handtasche wenn diese zu lästig zum Tragen werden. Da wir kein fließend Wasser haben, müssen wir immer Wasser von der großen Wasserpumpe holen. Da es sehr umständlich ist die Wassereimer mit den Händen zu tragen und das meiste rausschwappt, wollten wir es natürlich auch mal mit der Kopfversion versuchen. Mittlerweile schaffen wir bis zu 20 Liter auf dem Kopf zu tragen, was aber im Vergleich zu dem, was die Frauen hier tragen können, Nichts ist. Dieses Wasser benutzen wir zum Duschen, Wäsche waschen, Spülen und Kochen. Alles Wasser was wir verbrauchen, müssen wir auch schleppen - das hält fit! Die Togolesen hier im Dorf können das Wasser aus der Pumpe ohne Probleme trinken, da ihr Organismus dass von klein auf gewöhnt ist, bei uns jedoch, wäre ein "flotter Otto" vorprogrammiert. Deshalb trinken wir Wasser auch ausschließlich aus Wasserpäckchen (das sind immer 500ml). Das ist einwandfreies Wasser, steril in Plastik verpackt und dazu, einfach zu transportieren. Wir leben hier zwar in echt einfachen Verhältnissen, aber wir haben trotzdem das Gefühl, dass wir im Paradise leben. Uns fehlt es an Nichts, außer vielleicht mal paar deutsche Schweinerein, wie ne herzhafte Bockwurst oder ne Scheibe Vollkornbrot mit dick Käse drauf, da wir hier so gut wie nie Fleisch und Käse essen. Aber dafür gibt es hier so viel anderes leckeres Essen, dass man eigentlich auch gut ohne auskommt.
In den letzten Wochen haben wir wieder ne Menge erlebt. Wir hatten bereits schon zwei Mal Besuch von Freunden, auch Freiwillige, die für ein Jahr in Togo leben und sich mal anschauen wollten wie wir hier so leben - ohne Strom. Da bei all den Freiwilligen die wir hier schon kennengelernt haben mittlerweile bekannt ist, dass wir hier ohne viel Luxus leben, wurden wir, total süß, reich beschenkt mit lauter Leckerrein. Das Beste war das deutsche Graubrot, dass Camilla in Lomé bei einem Bäcker gekauft hatte, der deutsches Brot herstellt. Nach drei Monaten nur Weißbrot ist so ne Scheibe Graubrot unglaublich lecker. Wir konnten den Beiden dafür lauter neue Togo Spezialitäten zeigen, die in Lomé gar nicht oder nur sehr rar zu finden sind. Zum Beispiel junge Kokosnüsse, die man frisch vom Baum geschlagen trinkt, da die noch hauptsächlich aus Kokoswasser bestehen. Wenn man das ganze Wasser getrunken hat, schlägt man die Nuss auf und löffelt das noch weiche, milchige Fruchtfleisch aus. Echt lecker und muss mega gesund sein! Oder auch die wahrscheinlich besten Bohnen weltweit, die zwei Ecken weiter von uns hier im Dorf zubereitet werden und man mit einem Teller oder einer Schüssel vorbeigeht und sich seine Portion für gerademal 100F (gerademal 15 Cent) kauft.
Mit Camilla zusammen haben wir Samstagabend Stockbrot gemacht, um den Dörflern mal ein Stück Heimat zu zeigen. Unser Nachbar, Foto, war erst einmal skeptisch, da er sich sicher war, dass wir den nächsten Tag alle auf dem Klo verbringen werden, da der Teig nicht immer ganz durch war - Stockbrot eben. Der Rest aber meinte nur "enjondo" was übersetzt "sehr gut" bedeutet. Vor allem unsere Extraportion Knoblauch kam gut an, da die Togolesen einfach auf Knoblauch stehen und das nicht zu knapp. Ich glaube es gibt fast kein Essen hier ohne Knoblauch. Übrigens hat kein einziger den nächsten Tag auf dem Klo verbracht….und das hat auch Foto überzeugt!
Unter der Woche, Nachmittags nach der Arbeit, unternehmen wir oftmals kleine Ausflüge in Nachbardörfer, wo es kleinere Märkte gibt, bereiten Sachen für den Kindergarten vor, helfen im Dorf mit z.B. beim farine de Manioc (Maniokmehl) machen oder lesen einfach auf unserer Terrasse. An den Wochenenden fahren wir ab und zu mit einem „Trotro“ nach Aneho, das ist eine kleine Stadt direkt am Meer, mit einem wunderschönen Strand. Dort setzten wir uns immer in unsere Stammstrandbar, trinken ne Sprite oder ein Bier, essen zu Mittag und verbringen den Nachmittag am Strand. Egal wie schön es im Dorf ist, ist es trotzdem wichtig ab und zu mal raus zu kommen.
Aus diesem Grund haben wir letztes Wochenende auch das erste Mal unser Nest hier für 4 Tage verlassen und sind nach Lomé gefahren. Dort angekommen waren wir erst einmal geflashed von all dem Luxus. Wir haben uns gefühlt als wären wir wieder in Deutschland. Vor allem auch, weil die Menschen viel westlicher/moderner gekleidet sind als in Vogan, geschweige denn in unserem Dorf. Uns kam Lomé noch schöner und lebendiger vor als im ersten Monat, den wir hier verbracht haben. Außerdem hatten wir wieder Strom und jeder ein weiches, großes Bett. Freitagabend waren wir bei den Via-Freiwilligen (Jan, Lina, Lena, Guillaume) eingeladen: zum lecker Essen, endlich mal wieder ein kaltes Bier trinken und quatschen. Die wohnen dagegen sehr komfortabel. Jeder hat sein eigenes Zimmer, in einem Haus mit Strom, Internet und Kühlschrank. Doch wir erleben Togo eben hautnah und haben fast ausschließlich Kontakt mit Einheimischen, was wir als großes Glück sehen. Denn in Togo wimmelt es nur so von französischen und deutschen Freiwilligen.
Jetzt ist es schon Anfang Dezember, mehr als 3 Monate sind schon um, und wir haben das Gefühl je länger wir hier sind desto cooler wird’s.
Liebe Grüße,
Hannah

...und hier noch ein paar Fotos:

Piment trocknen

Alandi und Hannah sieben Maniokmehl

Stockbrot mit Camilla

Aneho

Mittagessen

unser Obstvorrat

Wochenmarkt in Vogan

Brunch mit Verena

Kokosnuss löffeln! :D



mit dem Trotro nach Lomé

unser seltener Luxus: ein Eis!

so macht man Passbilder in Togo...

Wasser pumpen...


Toilettengang im Regen


zusammen einen gemütlichen Abend verbracht... ;)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen