Freitag, 19. Dezember 2014

Essen, Trinken und andere Leckereien

Wir können von uns behaupten, dass es uns an nichts fehlt, obwohl wir uns quasi vegan ernähren, wenn man von den gefühlten 5 Eiern am Tag mal absieht. Fast alle Tierprodukte, egal ob Fleisch, Milch, Käse, müssen bekanntlich gekühlt werden. Da hier ohne Strom aber kein Kühlschrank funktioniert, müssen wir darauf eben verzichten. Wenn es mal Fleisch gibt, ist das ein Huhn aus dem Dorf, was wir selbst schlachten oder wir müssen eben ein Stückchen fahren um ein "fertiges" zu kaufen. In den ersten zwei Monaten im Dorf war das aber nur zwei mal der Fall. Wenn wir dagegen an den Wochenenden in Lome sind, gönnen wir uns schon gerne mal einen Sandwich mit Fleisch oder mal ein Stück Käse aus dem Supermarkt.
Auch unser Zuckerkonsum ist hier relativ gering. Wenn wir Zucker zu uns nehmen ist das eigentlich immer über das leckere Obst. Schokolade, Gummibärchen oder Plätzchen essen wir gar nicht, dafür viel lieber mal die heimischen "Snacks". Ab und zu gönnen wir uns auch mal ein Zuckerrohr. Das ist ein Rohr, was man quasi auslutscht. Man beist ein Stück ab, lutscht den Zuckersirup raus und spuckt den Rest, so ähnlich wie Holz, weg. Zucker pur also und für uns wie eine Droge. Unser Körper scheint sich wohl schon darauf eingestellt zu haben kaum noch Zucker zu bekommen und geht dafür darauf ganz schön ab, gute Laune vorprogrammiert!
Damit ihr euch ungefähr vorstellen könnt, was wir den ganzen Tag so alles essen, hier mal ein kleiner Essenstagesablauf:
Morgens zum Frühstück gibt es eigentlich 3 verschiedene Arten.
Die erste ist das "Brotfrühstück". Dabei essen wir aber keineswegs nur Brot. Je nach Morgen gibt es dazu noch verschiedenes Obst, Omelette oder bzw. und Bouillie. Bei Bouillie macht man kleine Kügelchen aus Maismehl und Wasser und lässt diese im Wasser kochen, sodass eine milchige, süße Brühe mit Stückchen ensteht. Könnt ihr euch wahrscheinlich schlecht vorstellen, schmeckt aber super.
Das zweite Frühstück ist das "Komfrühstück". Kom ist eine einheimische Spezialität, die hier im Dorf von zwei Frauen, wir nennen sie liebevoll die Komfrauen, verkauft wird. Sie ziehen morgens mit einer riesigen Schüssel, in der mehrere Töpfe sind, durchs Dorf. Kom wird aus Maismehl, Öl und Wasser hergestellt, hat ungefähr die Konsistenz von weichen Knödeln, und ist nicht süß, sondern deftig. Das sieht man auch an den Beilagen, die dazu Pflicht sind. Das ist immer eine scharfe rote Chilli-Soße, eine scharfe schwarze Chilli-Soße, Tomaten und Zwiebeln und Fisch. Und ja das schmeckt zum Frühstück! Wir mussten uns zwar auch erst dran gewöhnen aber mittlerweile lieben wir es.
Das dritte Frühstück ist das "Bohnenfrühstück", bei dem wir Bohnen hier aus dem Dorf essen. Diese gehören hier zu unseren Lieblingsspeisen. Es handelt sich einfach um Bohnen in Wasser gekocht, wo nachher ein bisschen Öl und Chilli hinzukommt. Zuhause mischen wir uns dann meist noch Gari (Maniokmehl) unter, köstlich.
Bei besonderen Anlässen, wenn wir zum Beispiel Besuch haben, brunchen wir dann öfters mal zum Frühstück und essen einfach alles drei aufeinmal.
Unser Mittagessen ist sehr vielseitig. Egal ob Reis, Spagetti, Kuskus, Yams, Maniok, Kochbananen, Pate, Fufu oder Bohnen, alles schmeckt super. Reis, Spagetti oder Kuskus spricht wahrscheinlich für sich, da man das ja auch in Deutschland oft isst. Yams und Maniok sind Knollenfrüchte, die man mit Kartoffeln vergleichen kann. Man kann sie entweder im Wasser kochen oder im Öl frittieren. Das gleiche gilt für Kochbananen, die wir aber am liebsten im salzigen Wasser kochen und dann essen. Pate und Fufu, sind zwei einheimische Spezialitäten und den meisten wahrscheinlich unbekannt. Pate ist eine Art fester Brei aus Maismehl und Wasser. Fufu ist gestampfter Maniok oder Yams, man kann ihn sich vorstellen wie fester, klebriger Kartoffelbrei. Oder wir holen uns halt eben unsere  geliebten Bohnen. Generell essen wir alles immer mit einer entweder einfachen Tomaten- oder Gemüsesoße oder einer aufwendigen togolesischen Soße. Bei uns gibt es - außer Maggi und Tomatenmark- übrigens alles frisch und selbstzubereitet. Außerdem darf nicht unerwähnt bleiben, dass wir egal ob Früstück, Mittag- oder Abendessen immer unglaublich viel Piment essen, was mit Chilli vergleichbar ist. Am Anfang sorgte das auch mal für die ein oder anderen Verdaungproblemen, doch mittlerweile haben wir uns so an die Schärfe gewöhnt, dass sogar die Dörfler staunen, was wir davon verdrücken können. Wahrscheinlich sind nach diesem Jahr unsere Geschmacksnerven so an Piment gewöhnt, dass unser Verlangen nach Schärfe in Deutschland gar nicht mehr gestillt werden kann ;-)
Nachmittags essen wir dann meistens Obst. Bisher haben wir hier schon Bananen, Ananas, riesige Papaya, Orangen, Sternfrucht, Guave, Melone, Wildapfel, Limetten, Mandarinen, Avokado und Mango gegessen und ich bin mir sicher, dass ich irgendwas vergessen habe. Wenn wir keine Lust auf Obst haben, trinken wir eine junge Kokosnuss und löfeln danach das Fruchtfleisch aus. Alle haben uns hier immer gesagt, dass das unglaublich gesund sein soll. Als wir es dann mal gegooglet haben, waren wir selbst überrascht, was da alles an Vitaminen und anderem gesunden Zeug drin ist. Die Auswahl hier ist nicht nur riesig sondern alles saisonal und vorallem regional angebaut. 100% von dem was wir essen, kaufen wir bei uns im Dorf oder auf dem Wochenmarkt in Vogan. Hier ist nichts mit Import. Unser Dorf ist ein kleines Selbstversorgerdorf. Besonders Maniok, Erdnüsse und vorallem Mais wird in unserer Gegend viel angebaut. Logischerweise wird dies dann auch besonders viel gegessen. Die Erdnüsse werden zu Öl verarbeitet, Mais häufig zu Maismehl.

Abends sind wir dann meistens schon so voll gefressen, dass wir entweder nur noch eine Kleinigkeit, wie z.B. einen in Wasser gekochten Maiskolben zu uns nehmen, bei unserem Nachbarn Pate mitessen oder das Abendessen halt einfach ausfallen lassen. Unsere Mahlzeiten nehmen wir hier oft ohne Besteck und mit den Händen zu uns. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich kein Besteck leisten kann, sondern, dass es einfach normal ist. Außerdem ist es unglaublich praktisch, macht Spaß und schmeckt viel besser.
Wenn wir Besuch haben verzehren wir übrigens nochmal das dreifache, da dann immer besonders viel und leckeres Essen -manchmal sogar Fleisch- aufgetischt wird.
Zwischendurch, besonders auf den Märkten, kaufen wir uns dann öfters noch ein paar Snacks. Das reicht von frittierten Teigbällchen, über belegte Baguettes bis hin zu Caramell-Erdnuss-Stangen und ist alles super lecker und wahrscheinlich auch genauso ungesund. Ungesund deshalb, weil mindestens die Hälfte aller Snacks hier in Öl frittiert wird. Aber ungesund ist uns meistens dann doch egal, Hauptsache lecker!
Generell macht es uns immer wieder total viel Spaß auf den Märkten, was neues zu probieren. Wir sind jetzt zwar schon knapp 4 Monate hier, doch jedes Mal entdecken wir wieder neue Köstlichkeiten, die wir noch nicht kennen. Wir  können auch wirklich alles mit gutem Gefühl probieren, ohne die Angst zu haben am nächsten Tag mit einer Lebensmittelvergiftung im Bett zu liegen. Sogar Salat, weder geschält noch gekocht, macht uns keine Probleme. Natürlich sollte man trotzdem nicht zu leichtsinnig sein, sodass wir besonders bei Fleisch noch ein bisschen aufpassen müssen.
Unsere Trinkgewohnheiten sind schnell erläutert. Morgens gibt es immer Tee, sonst trinken wir aus 0,5 Plastiksäckchen, die mit gefiltertem Wasser gefüllt sind. Ab und zu, zum Beispiel Freitags beim Wochenmarkt, gönnen wir uns auch mal eine gekühlte Limonade oder ein Wasser mit Kohlensäure. Eher selten trinken wir auch mal ein Bier oder  Sangria, das dann meistens nur auf Geburtstagen oder anderen besonderen Anlässen. Der Alkohol den wir hier wohl am meisten verzehren ist Sodabi. Dieser Schnaps wird bei uns im Dorf aus dem puren Alkohol von Palmwein hergestellt. Angeblich hat er 90% , schmecken tut er auf jeden Fall so.
Generell muss man unbedingt noch erwähnen, dass die Zubereitung der Mahlzeiten hier unglaublich aufwendig ist. Oft sind es die Soßen, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Da kann es schonmal passieren, dass der ganze Vormittag nur mit Essen zubereiten verbracht wird. Und liebe Männer in Deutschland, hier können auch unglaublich viele eurer männlichen Artgenossen superlecker kochen. Was für uns das Nachkochen nicht unbedingt leichter macht, ist die Tatsache, dass man hier komplett ohne Maßangaben kocht. Die Mengen werden einfach nach Gefühl bestimmt und wenn man dann mal fragt wie viele Liter Wasser das sind, bekommt man meist nur einen ratlosen Blick. Wir hoffen natürlich das wir das Mengengefühl dieses Jahr auch noch entwickeln.
Am Ende meines endloslangen Berichts kann ich nur sagen, dass Togo vielleicht die beste Küche der Welt zu bieten hat. Sie ist unglaublich vielseitig und trotzdem haben wir noch keine Mahlzeit gefunden, die uns nicht schmeckt. Auf Fleisch und Milch können wir bei den ganzen anderen Leckereien locker auch mal verzichten. Uns fehlt es hier wirklich an nichts, ganz im Gegenteil, manchmal würde ein bisschen weniger Auswahl unsere Entscheidungen, was wir essen werden, bestimmt erleichtern. Togo ist allein wegen seines Essens eine Reise wert!

 


Chilli alias Piment


Unsere Nachbarin Navi beim Essen zubereiten


Die Herstellung von Gari (Maniokmehl)
 So schmeckt der Schnaps Sodabi...



Zubereitung unserer Lieblingsbohnen



Bohnen mit frittierten Kochbananen


 Immer viel frisches Gemüse ist Pflicht!


Kom mit Chillisosse, Fisch und Tomaten und Zwiebeln


Yams im Wasser gekocht


Die komplizierte Zubereitung von Adowoe


Bouillie und Botocoin - typisches Frühstück


Auslesen von Bohnen


Brunch


Besuch heisst immer doppelt so viel essen..

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