Donnerstag, 11. September 2014
Togo vs Ghana - Qualifikation Afrikacup
Mittwoch war es soweit. Unser allererster Stadionbesuch stand auf dem Programm. Morgens hatten wir noch schnell eine Einheit Ewe und es gab dann schon relativ früh Mittagessen, weil David uns um 13 Uhr abholen wollte. Also zogen wir uns nach dem Essen unsere frischgekauften Togotrikots und zum ersten mal hier geschlossene Schuhe an und verabschiedeten uns von Sam und Benoit, die stolz wie zwei Papas erstmal Fotos von uns knipsten. David ließ nicht lang auf sich warten und wir gingen zur Straße um ein Mototaxi zu suchen. Ich fuhr dann bei David mit, Hannah mit dem Mototaxi. Je näher wir dem Stadion kamen, desto voller wurden auch die Straßen. Viele hupten oder riefen uns etwas zu, was ich natürlich mal wieder nicht verstand. Am Stadion angekommen, erlebten wir dann wahrscheilich unseren ersten Kulturschock. Wir waren noch nichtmal von den Motos abgestiegen -das Einparken war echt eine Herausforderung bei den ganzen Menschen die da zusammen kamen- da liefen schon die ersten Leute auf uns zu, die uns Karten, Taschentücher, Gekochte Eier, Kopftücher, Togofahnen oder sonst was verkaufen wollten. Es war unglaublich voll und bis wir dann am Eingang angekommen waren, dauerte es schon seine Zeit. Da kauften wir uns dann unsere Tickets für 2.000 Franc (3 Euro) und gingen durch die Kontrollen. Hier wäre es mit Sicherheit kein Problem gewesen sämtliche Pyrotechnik reinzuschmuggeln, denn wirklich gründlich waren diese nicht.
Als wir dann drin waren, war es viertel vor zwei und das Spiel sollte um vier Uhr anfangen. Ohne Kopfbedeckung, Sonnencreme und Wasser sollte die Wartezeit noch zu einer echten Herausforderung werden. Erstmal stellten wir uns also in den Schatten, mitten in einen Durchgang. Von allen Seiten dröhnten Tröten, Vouvuzelas, Pfeiffen oder Gesänge. Wenn ich noch kein Tinitus hätte, hätte ich ihn spätestens jetzt. Mehrere kamen an, schlugen mit uns ein, legten die Arme um unsere Schultern oder fragten "Yowo, qui va gagner?" (Weißer, wer wird gewinnen?). Frauen im Stadion, die dann auch noch weiß waren, grenzte hier wohl schon fast an ein kleines Wunder. Irgendwann, es war dann so halb drei, setzten wir uns dann auf unsere Plätze. Ungefähr 3/4 des Stadions waren einfache Stufen aus Beton. Ich war der festen Überzeugung, dass das Stehplätze sind, da es aussah wie auf einer kleinen Südtribüne. Doch hier waren das wohl Sitzplätze. Also setzten wir uns hin, in die pralle Sonne! Irgendwann kam dann auch noch Enos dazu, der die volle Togomontur trug; Trikot, Hose, Stutzen, Fußballschuhe und Kopfbedeckung.
Als dann die Spieler zum ersten Mal auf den Platz kamen, noch nicht zum aufwärmen, ging es richtig los. Es wurde gejubelt, getrötet, gepfiffen. Adebayor wurde verehrt wie ein Volksheld, er musste nur einmal den Arm heben und alle rasteten völlig aus. Das war dann wohl der Startschuss. Zwei Blogs fingen an richtig Stimmung zu machen. Aber nicht wie bei uns mit Megafon und Vorsängern, hier waren es Trompeten, Trommeln, Tänze, Gesänge usw. Das waren wohl sowas wie die Ultras.
Uns machte die Hitze langsam ein bisschen zu schaffen und so gab uns jemand der hinter uns saß sein Wasser, das er sich grade erst gekauft hatte, total nett von ihm.
Nach Aufwärmen und Nationalhymmnen ging das Spiel dann pünktöich um vier los. Mittlerweile war das Stadion, das Platz für 30.000 Zuschauer hat, echt gut gefühlt. Ich würde schätzen, dass so ungefähr 25.000 Menschen da waren. Nur ein paar der teuren Plätze waren nicht besetzt.
Togo lag dann erst mit 1:0 in Führung. Das wurde natürlich ordentlich gefeiert, da Ghana der klare Favorit war. In die Kabine ging es dann aber leider mit einem 2:1 Rückstand. Die Fans waren - genau wie in Deutschland- am diskutieren, ob der Trainer eine richtige Aufstellung gewählt hatte, das der Keeper unglaublich schlecht war und das Adebayor der Tollste sei. In diesem Typen steckte echt alle Hoffnung.
In der zweiten Halbzeit kochten die Emotionen dann bei einigen über und es gab ein paar aggressive Wortgefechte bis Togo irgendwann den Ausgleich schaffte. Jetzt gaben die Fans nochmal alles, doch sieben Minuten vor Abpfiff schoss Ghana dann das 3:2, was dann auch das Energebnis blieb. Obwohl man eigentlich damit gerechnet hatte, waren alle ziemlich enttäuscht, weil man halt doch auf die Sensation gehofft hatte. Hannah und ich taten zumindest so als ob uns die Niederlage auch unglaubich nervte.
Die Rückfahrt wurde dann auch nochmal zu einem Erlebnis. Wenn von 25.000 Menschen circa 15% mit dem Auto, 30% zu Fuß und der Rest mit Motos da ist, wird es schonmal eng. Bis wir die Straße erreicht hatten, grenzte die Fahrt eher an einen Parcours durch sämtliche Lücken durch, an riesen Pfützen und Schlaglöchern vorbei und dabei immer rechts und links einen anderen drängelnden Motofahrer.
Den Abend ausklingen ließen wir dann bei Enos in der Bar. Es gab Sandwich und Burger für uns. Der Burger war nur irgendwie süß. Hannah meinte da Süßkartoffeln raus zu schmecken. Mir schmeckte der leider gar nicht, Hannah fands ok. Zurück zum Haus ging es dann zu dritt!! auf Enos Moto. Ich durfte zum Glück in der Mitte sitzen und kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Hannah, die hinten saß, fand das ganze eher nicht so toll, weil sie bei jedem Schlagloch Angst haben musste vom Moto zu fallen.
Ein Stadionbesuch hier kommt zwar keineswegs dem Westfalenstadion nahe, aber es war trotz Niederlage ein unglaublich cooler Tag.
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